Kunden der Bank J. Safra Sarasin konnten sich mit einem speziellen Zertifikat ab einem sechsstelligen Betrag am E-Commerce-Händler Thrasio beteiligen. Die Bank versprach ihren Kundinnen und Kunden lukrative Renditen durch den Zugang zum Private-Equity-Markt, die vorbörsliche Beteiligung an Thrasio. Die Bank prognostizierte dreistellige Renditen innerhalb von 12 bis 18 Monaten im Falle eines Börsengangs von Thrasio. Zudem warben die Berater mit der Möglichkeit, gemeinsam mit der Eigentümerfamilie Safra zu investieren.
Das Geschäftsmodell von Thrasio besteht darin, Onlineshops und die darin integrierten Marken zu kaufen und diese sowie den Vertrieb über Amazon und andere Plattformen weiterzuentwickeln. Die 2018 gegründete Thrasio Holdings, Inc. hat in den USA Gläubigerschutz nach Chapter 11 beantragt. Dabei handelt es sich um ein Sanierungs- und Insolvenzverfahren, in dessen Folge Investitionen in Thrasio voraussichtlich wertlos werden. Das Unternehmen begründete den Schritt mit sinkenden Umsätzen im E-Commerce und steigenden Zinsen. Beobachter vermuten aber auch Managementfehler: Thrasio habe Marken übernommen, deren Produkte sich nur schwer verkaufen ließen.
Die betroffenen Kunden beklagten insbesondere die mangelhafte Kommunikation der Bank. So berichtete das Wall Street Journal bereits im November 2023, dass bei Thrasio ein Insolvenzverfahren bevorstehe. Die Kundinnen und Kunden der Bank Sarasin wurden jedoch erst im Januar 2024 darüber informiert, dass sie mit einem Totalverlust ihres investierten Kapitals rechnen müssten.
Für Anlegerinnen und Anleger, die im Zusammenhang mit ihrer Kapitalanlage einen Schaden erlitten haben, besteht in vielen Fällen die Möglichkeit, Schadensersatzansprüche gerichtlich geltend zu machen. Im Falle des Totalverlustes durch die Thrasio-Insolvenz kommt insbesondere eine Haftung wegen fehlerhafter Anlageberatung in Betracht.
DAKS e.V., Dr. Seeberg, Dr. G. Hitzges
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