Als die Strüngmann-Zwillinge die Forschung der späteren Biontech-Gründer finanzierten, glaubten sie an deren Ideen. Die riskante Investition hat das Vermögen der Milliardäre stark vermehrt.
Das Geschäft mit Arzneimitteln war den eineiigen Zwillingen Andreas und Thomas Strüngmann in die Wiege gelegt, als sie am 16. Februar 1950 kurz nacheinander das Licht der Welt erblickten. Ihr Vater Ernst Strüngmann, ein Augenarzt, betrieb bereits seit 1956 sein eigenes mittelständisches Pharma-Unternehmen. Zunächst in Mühlheim an der Ruhr, dann in Garmisch-Partenkirchen und schließlich am Tegernsee. Andreas studierte später Medizin, Thomas Betriebswirtschaftslehre. Sie führten das väterliche Pharma-Unternehmen gemeinsam weiter und vergrößerten es.
Dann gründeten sie weitere Pharma-Firmen, produzierten erfolgreich sogenannte Generika. Das sind Nachahmer-Präparate von Medikamenten, deren Patentschutz abgelaufen ist. Generika sind günstiger als Original-Präparate. Der Verkauf ihres Generika-Herstellers Hexal, den die Brüder gemeinsam in den 1980er-Jahren gegründet hatten, machte sie 2005 schließlich zu Milliardären.
Das hätte ein angenehmes Leben in Luxus ermöglicht. Doch Andreas und Thomas Strüngmann setzten sich mit den rund fünfeinhalb Milliarden Euro aus dem Hexal-Verkauf nicht zur Ruhe, sondern entschieden sich, hohe Summen in das junge Forschungsfeld der medizinischen Gentechnik zu investieren. Damals ein Wagnis, denn die Erfolgsaussichten waren unsicher, die Forschungs- und Entwicklungszeiten lang und das Thema Gentechnik in Deutschland nicht gerade populär. Doch die Brüder glaubten an die Technik und an den Standort Deutschland.
Das Paar hinter dem Corona-Impfstoff
Auf der Suche nach einem Krebs-Medikament fanden sie den Corona-Impfstoff: Biontech-Gründer Özlem Türeci und Ugur Sahin sind inzwischen Milliardäre. Wie lief ihr Aufstieg? Was treibt sie an?
Das Gebäude der früheren Kardiologie und Hämatologie im Universitätsklinikum des Saarlandes steht längst nicht mehr. Das kahle Hochhaus wurde vor Jahren abgerissen und gerät auf dem Campus langsam in Vergessenheit. Bestens erinnern kann man sich im Klinikum dagegen an Özlem Türeci und Ugur Sahin, die in diesem Haus Ende der 1990er-Jahre in der Krebsstation arbeiteten. „Natürlich habe ich diesen Weg der beiden nicht vorausgesehen“, lacht Martina Sester. Die Professorin leitet inzwischen die Abteilung für Transplantations- und Infektionsimmunologie.
Beide sind mir aber gleich als sehr kreative Wissenschaftler aufgefallen. Sie brennen für die Forschung und sind immer sehr hartnäckig gewesen.
Solche Sätze über Türeci und Sahin werden noch öfter zu hören sein. In Homburg wurde aus den Arbeitskollegen Türeci und Sahin auch privat ein Paar. „Ich hatte mit den beiden im Bereich von Lungenkrebs gemeinsame Projekte. Wir suchten nach typischen Merkmalen von Tumoren,“ erinnert sich Sester. „Ich glaube, diese Forschung hier in Homburg hat auch geholfen, ihre mRNA-Methode zu entwickeln, von der jetzt so viel gesprochen wird.“ Türeci und Sahin waren schon damals von der Idee fasziniert, dass der Körper mit seiner eigenen Immunabwehr Krebszellen angreift.
Zur Jahrtausendwende wechselten Türeci und Sahin in das Universitätsklinikum Mainz. Diese Wahl war kein Zufall. Der Standort gilt international als herausragend im Bereich der Immunologie, also der körperlichen Abwehr von Krankheitserregern. Das Klinikum hat in diesem Bereich eine jahrzehntelange Tradition mit zahlreichen Sonderforschungsbereichen.
Auch hier erinnern sich heute viele an die ersten Eindrücke des Forscherpaares. „Sie sind mir zunächst als sehr erfolgreiche Ärzte in der Tumorklinik aufgefallen. Sie waren auch in der Forschung stark unterwegs,“ sagt Ulrich Förstermann vom Klinik-Vorstand. „Leider ist es nicht häufig, dass hervorragende Wissenschaftler auch mit einem entsprechenden wirtschaftlichen Verständnis unterwegs sind. Diese Kombination hatten aber beide.“
DAKS e.V., Dr. O. Seeberg, Dr. G. Hitzges
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