Grund für diese katastrophale Entwicklung
In den Solarwerten gab es in den letzten 10 Jahren sehr starke Schwankungen. Der Grund dafür ist, dass die Solarenergie nach wie vor am Tropf der staatlichen Förderung hängt. Nachdem der spanische Staat die Entwicklung der alternativen Energien zunächst extrem vorangetrieben hat, wurde 2007 das spanische Pendant zum Erneuerbare-Energie-Gesetz reformiert und die staatliche Förderung immer weiter reduziert.
Die Vielzahl der Zeichnungen im SolEs 22 erfolgte erst im Jahr 2010 – einhergehend mit hohen Renditeversprechen, die nach unserer Recherche zu diesem Zeitpunkt kaum noch realisierbar waren. Hinzu kommt, dass Spanien als erste Regierung in Europa auch rückwirkende Kürzungen vornahm. Die alten Einspeisevergütungen galten lediglich bis 29.09.2008. Die staatliche Förderung bildet jedoch die Voraussetzung dafür, dass Gewinne aus der Solarnutzung erzielt werden können. Mit Einführung der Stromsteuer in Spanien entstand für die Betreiber spanischer Solaranlagen die Verpflichtung, 6 % aller erhaltenen Einspeisevergütungen an den spanischen Staat abzuführen.
Zum Zeitpunkt der Auflage des Fondsprospektes Ende 2009 war somit die spanische Solarstromförderung bereits gedrosselt und trotzdem wurden im Jahre 2010 75 % des Fondskapitals dort investiert. Im Jahr 2013 wurde jegliche Förderung komplett aufgehoben und wird derzeit neu reguliert, was nach unseren Recherchen fatale Auswirkungen für die spanischen Solaranlagen und damit schlussendlich für die Kapitalanlage der Anleger haben könnte.
Aufgrund der hohen Verschuldung Spaniens und der Arbeitslosenquote von über 18 % war bereits im Jahre 2009 abzusehen, dass die Förderung noch weiter zurückgefahren wird. Die wirtschaftliche Lage Spaniens war gerade in diesem Zeitraum bereits extrem angespannt. Es war damit von Anfang an fraglich, ob das Projekt wie prospektiert funktionieren konnte.
Finanzierung des Projekts
Schon die Darstellung der Zahlen des Prospekts verdeutlicht, dass eine Gewinnausschüttung innerhalb der ersten Jahre rechnerisch kaum möglich ist. Bei der Gegenüberstellung der prognostizierten Einnahmen und der laufenden Ausgaben, wie Tilgungskosten für Kredite und Betriebskosten der Solaranlage, wird deutlich, dass die Erwirtschaftung eines Gewinns innerhalb der ersten Jahre so gut wie ausgeschlossen ist.
SolEs 22 ist mit 66,9 % über Fremdkapital finanziert. Bei Fremdkapital spricht man von Geldern, die nicht von den Anlegern, sondern direkt von der Bank investiert werden. Die Problematik dabei: Während bei den Anlegern die Rendite gemindert wird oder ausbleiben kann, besteht die Bank meist auf ihre Zinsen und Tilgungen. Sollten diese Verbindlichkeiten nicht bedient werden können, so kann die Bank ggf. den Zwangsverkauf oder weitere Maßnahmen erzwingen. Der Unterschied zwischen dem Kapital der Anleger und dem der Bank liegt darin, dass Letzteres durch den Investitionsgegenstand, die Solaranlage, abgesichert ist. Das Risiko des Totalverlustes besteht somit nur auf Seiten des Anlegers.
Die Banken haben so beispielsweise aufgrund der Krise verfügt, dass ab sofort keine Ausschüttungen an Anleger ausgezahlt werden dürfen.
Hinzu kommt der große Anteil an Weichkosten von bis zu 26 %, welcher direkt mit der Zeichnung verloren ging. Weichkosten sind alle Kosten der Projektentwicklung – z.B. Provisionen, Vermarktung, Kosten der Finanzierung – die nicht den Anschaffungspreis selbst betreffen. Bei einer Anlage von EUR 10.000,00 bedeutet das für den Anleger einen Sofortverlust von über EUR 2.600,00. Hierüber wurden die Anleger im Beratungsgespräch nicht oder nur unzureichend aufgeklärt.
DAKS e.V., Dr. Hitzges
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