Der größte deutsche Anbieter, die P&R Transport-Container GmbH aus Grünwald bei München, betreibt das Geschäft seit dem Jahr 1975. P&R verwaltet etwa sechs Prozent des weltweiten Containerbestandes. Doch jetzt musste der Branchenriese überraschend Insolvenz anmelden.
Das Modell ist denkbar einfach: P&R verkauft Container, die Investoren werden direkte Eigentümer und vermieten die Frachtbehälter anschließend an P&R zurück. Das Unternehmen garantiert den Anlegern feste Tagesmieten für mehrere Jahre, je nach Laufzeit des Programms. Die Mieter – große Reedereien und Frachtunternehmen – müssen die Container gegen alle potenziellen Risiken versichern. In Schadensfällen haben die Direkt-Investoren also keine finanziellen Einbußen. Nach Ende der Vertragslaufzeit kaufte P&R den Anlegern die Container zu einem anfangs vereinbarten Preis wieder ab.
P&R gründete im Laufe der Jahre diverse Tochterfirmen, etwa eine Gebrauchtcontainer-GmbH und eine Container-Leasing-GmbH. Das Gesamtvolumen an vermieteten Containern beläuft sich auf 1,25 Millionen Standardcontainer (in der Fachsprache „TEU“ für Twenty-foot Equivalent Unit).
Die Rahmendaten:
Einzelpreis je Container: 2680 Euro
Vertraglich zugesagte Miete: je Container pro Tag 0,81 Cent, fest für fünf Jahre Laufzeit.
Jährliche Mieteinnahmen: pro Container 295,65 Euro. Als steuerpflichtige Einkünfte fallen aber jährlich nur 27,65 Euro an, weil pro Jahr zehn Prozent des Anschaffungspreises als AfA („Absetzung für Abnutzungen“) von den Mieteinnahmen abgezogen werden können.
Kalkulierter Rückkaufwert (nach fünf Jahren): 1768 Euro je Container (entspricht 65 Prozent des Kaufpreises)
Käufer erzielten dadurch Gewinne, dass der Wertverlust der Container zwischen Ankauf und Rückkauf nach fünf Jahren durch die Mieteinnahmen deutlich überkompensiert wurde.
Laut den Angaben auf der Firmen-Internetseite konnten Anleger P&R-Container auf drei Vertriebswegen erwerben:
- Direktvertrieb über P&R
- Onlinevertrieb über die P&R-Website
- Der Hauptvertrieb der Produkte wurde laut P&R „durch professionelle, auch institutionelle Finanzdienstleister, Vermögensberater, Banken und unabhängige Finanzberater geleistet“. Zuletzt waren rund „200 Hauptvermittler mit insgesamt zirka 2000 Untervermittlern für P&R tätig“. Dazu gehörten die Postbank und einige Sparkassen. Außerdem vermittelten Genossenschaftsinstitute wie Volks- und Raiffeisenbanken und die Sparda-Bank Kunden. Doch in den vergangenen Jahren lichteten sich die Reihen: Die Münchner Bank eG stellte den Vertrieb der P&R-Projekte im Jahr 2015 ein, die Volksbank Braunschweig folgte 2016. Auch die Postbank stieg irgendwann aus.
Lange Jahre funktionierte das Geschäftsmodell von P&R reibungslos. Das Unternehmen bekam gute Noten von Branchenkennern.
Anfang 2018 gab es erstmals Probleme. P&R blieb seinen Kunden die versprochenen Mietzahlungen schuldig. Kurz danach teilte das Unternehmen Investoren mit, dass sich ein geplanter Container-Rückkauf verzögert, wie „Der Spiegel“ berichtete. Ein Geschäftspartner sei kurzfristig abgesprungen. Am 7. März stellte P&R alle laufenden Verkaufsprogramme ein.
P&R selbst teilte dieser Tage mit, die Schwierigkeiten beruhten darauf, dass Anlegern umfangreiche Rückkäufe in Aussicht gestellt wurden, die derzeit aber nicht zu den in Aussicht gestellten Rückkaufswerten erfolgen können. Zudem ließen sich fällige Mietzahlungen nicht aufbringen.
Als die aktuell laufenden Verträge abgeschlossen worden seien, herrschte nach Angaben von P&R eine große Nachfrage nach Containern, „die nur zu hohen Preisen befriedigt werden konnte“. Seit 2011 seien die Containerpreise rückläufig bis zum Tiefstand 2016. In den vergangenen Jahren bezahlte P&R trotzdem noch die vorhergesagten Preise – dabei wurden offenkundig die vorhandenen stillen Reserven aufgebraucht. Hinzu kamen Wechselkurseffekte: Die Mieten zahlt P&R den Anlegern in Euro aus, die Vermietung der Container auf dem Weltmarkt erfolgt jedoch gegen Dollar. Seit 2017 ist laut P&R eine Trendwende sichtbar, die Containerpreise ziehen an – offenbar zu spät, um das Containergeschäft vor einer massiven Schieflage zu bewahren.
Nach der Insolvenz von P&R bestellte das Amtsgericht München den Rechtsanwalt Michael Jaffé und dessen Kanzleikollegen Philip Heinke zu vorläufigen Insolvenzverwaltern.
Jaffés Kanzlei teilte mit, in welcher Höhe Rückflüsse an die Anleger erfolgen können, hänge „auch von der Marktentwicklung in den nächsten Jahren ab und lässt sich heute noch nicht“ voraussagen. Jaffé wolle den Betrieb der P&R-Firmen weltweit fortführen, um Einnahmen zu erzielen und ein Verwertungskonzept zu erstellen.
Betroffene Anleger sollten möglichst zeitnah Kontakt mit uns aufnehmen.
DAKS e.V., Dr. G. Hitzges, Dr. O. Seeberg
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