ISL beobachtet Überkapazitäten und Druck auf die Charterraten
Reduzierte Ablieferungen von Schiffen und gestiegene Verschrottungszahlen haben das Wachstum der Vollcontainerflotte verlangsamt.
Allerdings: „Die Nachfrage zeigte sich in den ersten Monaten des Jahres 2016 weiterhin ungewöhnlich schwach und belebte sich erst zur Mitte des Jahres leicht“, so das Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik (ISL) in seinem aktuellen Marktbericht. Zusammengefasst bedeutet dies, dass das Überangebot an Schiffen bis heute erhalten blieb und immer noch auf die Frachtraten drückt! „Die Branche leidet Mitte Jahres 2016 unter der Überkapazität.“
Besonders betroffen sind veraltete Containerfrachter mit Kapazitäten um 4.000 TEU. Die auf die alte Schleusenbreite des Panamakanals ausgerichtete Größe der Schiffe ist nach dem Ausbau des Kanals nun nicht mehr vorteilhaft. Sie ist durch größere Schiife vielmehr nachteilhaft. „Bei Tageseinnahmen der Schiffe unter dem Betriebskostenniveau“, so das ISL in seinem Marktbericht im Auftrag des Fondshauses MPC Capital, „Es gibt kaum Aussichten auf alternative und wettbewerbsfähige Einsatzgebiete“ werde voraussichtlich eine große Zahl der alten Panamax-Schiffe außer Dienst gestellt werden bzw. in die Verschrottung gehen.
Die Flotte der Vollcontainerschiffe war gemäß Auswertung der CRSL-Datenbanken (Clarkson Research Services Limited) Mitte des Jahres 2016 auf 5.212 Schiffe mit einer Gesamtkapazität von rund 20 Mio. TEU angewachsen.
Im Vergleich zur Jahresmitte 2015 stieg die Flottenkapazität also um 1,0 Mio. TEU, was einer Zunahme um 5,2% entspricht. Die Wachstumsdynamik hat zwar nachgelassen, betrachtet man die Kapazitätssteigerung um 8,4% im Gesamtjahr 2015. Ursache für die verlangsamte Expansion ist laut ISL „der schwache Marktausblick“.
Für 2017 prognostiziert ISL für die Vollcontainerflotte weltweit ein Plus beim nominalen Auftragsbestand von 6,3%; unter Berücksichtigung wahrscheinlicher Verschrottungen und Verschiebungen verbleibe voraussichtlich immer noch ein Plus von gut 2-1/2 Prozent.
Der Auftragsbestand an Neubauten betrug Ende Juni 2016 weltweit 422 Schiffe mit insgesamt 3,4 Mio. TEU. Beim Neubau ist der Trend in Richtung Riesenfrachter – wegen neuem Panamakanal – weiterhin deutlich, so das ISL. „Etwa 79% der georderten Kapazität entfallen auf Schiffe mit mehr als 9.999 TEU, rund 41% entfallen auf den Bereich oberhalb von 15.999 TEU.“
Die Verschrottungen werde sich aber bremsend auf das Flottenwachstum auswirken und bis Jahr 2017 hinein „ausgesprochen lebhaft bleiben“.
Insgesamt ergäbe sich nach der ISL-Prognose für 2017 immer noch ein Kapazitätszuwachs von 2,7% – bei nach wie vor schwacher Nachfrageentwicklung. Dies wird weiterhin entsprechend negative Auswirkungen auf die erzielbaren Charterraten haben – insbesondere in der Größenklasse bis 4.250 TEU.
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